„Ich finde es immer gut, wenn jemand hinter einem steht!”

Wir sind zwölf Feinwerkmechaniker, ich bin das einzige Mädchen. Ich wollte eigentlich schon immer mit Metall arbeiten, aber ich bin dem Bedürfnis erst einmal nicht gefolgt. Ich habe vorher einen anderen Weg eingeschlagen, und zwar habe ich eine Ausbildung als Steuerfachangestellte angefangen. Aber die Arbeit im Büro hat mir überhaupt nicht gefallen. Die Ausbildung habe ich dann auch schnell abgebrochen und bin zur Bundeswehr. Ich mag die Bundeswehr total gerne.

Die Jungs sind eigentlich völlig okay, aber manchmal muss ich schon klarstellen, dass ich bestimmte Arbeiten auch alleine erledigen kann. Dann muss ich sagen, bitte lass mich das machen, ich kann das, du musst mir nicht helfen. Stress hatte ich bisher mit keinem. Wir haben auch schon unsere Noten aus dem Lehrjahr bekommen, und ich bin Zweitbeste. Das ist natürlich ein tolles Gefühl, weil ich dann sehe, dass ich mit den Jungs richtig gut mithalten kann. Ich werde auch meine Ausbildung verkürzen, aber nur um ein halbes Jahr, sonst muss ich viel nachholen.

Dass ich die Hose nicht zukriege, kann eigentlich nicht sein

Das einzige, was mich bei uns in der Arbeit stört, ist die Arbeitskleidung. Das ist das größte Problem für uns Mädchen. Wir kriegen zwar die Arbeitskleidung in dreifacher Ausfertigung unentgeltlich gestellt. Aber die Bundfaltenhose ist zu eng. Die Hose ist bei uns Frauen ziemlich hoch und ganz seltsam geschnitten. Wenn man sich bückt, dann drückt der Knopf gegen den Bauch. Die meisten tragen deswegen die Hose immer aufgeknöpft mit Shirt drüber, weil es drückt. Ich weiß auch nicht, woran das liegt, denn eigentlich kommen die Leute von der Bekleidungsfirma zur Anprobe in den Betrieb. Ich habe zwar auch nicht die 90-60-90-Maße und einen kleinen Bauch. Aber dass ich die Hose nicht zukriege, kann eigentlich nicht sein. Manche von uns müssen auch den Reißverschluss offen lassen. Deswegen dachten wir uns Mädels, dass wir mal mit der Jugendvertretung reden und die beste Vorgehensweise absprechen. Aber das ist auch das Einzige, was mich stört.

Ich finde es sehr wichtig, bei einer Gewerkschaft Mitglied zu sein, denn ich finde es immer gut, wenn jemand hinter einem steht. Bei der Bundeswehr haben wir eine Jugendvertretung von ver.di, und dadurch bin ich auf ver.di schon am Anfang meiner Ausbildung aufmerksam geworden und seitdem Mitglied. Wir hatten auch schon vor einigen Monaten Tarifverhandlungen, die ganz gut gelaufen sind. Das Ergebnis war, dass es für uns Azubis nun einen Urlaubstag mehr gibt und seit März bekommen wir auch mehr Gehalt. 40 Euro brutto zusätzlich und ab dem nächsten Jahr kriegen wir nochmal zusätzlich 30 Euro mehr im Monat. Das macht sich dann schon auf dem Konto bemerkbar.

Ich möchte nach der Ausbildung gerne bei der Bundeswehr bleiben. Welche Richtung ich danach einschlagen werde, habe ich noch nicht entschieden. Aber ich denke, dass ich als Feldwebel im technischen Dienst arbeiten möchte. Vielleicht mache ich auch noch ganz offiziell mein Abitur nach, das Fachabitur habe ich schon. Doch das Abitur würde Sinn machen, es würde mir weitere Möglichkeiten eröffnen.