Björn Borgmann, 26, Krankenpfleger, Vorsitzender des Konzernbetriebsrats der Rhön-Klinikum AG

Im Klinikum Marburg habe ich drei Jahre Gesundheits- und Krankenpfleger gelernt. Als Konzernbetriebsratsvorsitzender bin ich jetzt aber freigestellt und arbeite nicht mehr in meinem Beruf. Mein Arbeitstag ist durchstrukturiert. Ich beginne morgens um 7 Uhr 30 in meinem Büro im Klinikum Marburg, mein Terminkalender ist immer voll. Vieles kann ich telefonisch erledigen, ich muss aber auch zu Sitzungen und Gesprächsterminen. Als Konzernbetriebsrat brauche ich einen guten Draht in die Betriebe. Ich fahre in die anderen Kliniken, nehme an Tagungen und Seminaren teil, gelegentlich muss ich auch in die Konzernzentrale. Gegen 17 Uhr enden meist die festen Termine, aber mein Arbeitstag endet dann noch lange nicht.

Es gibt kaum Zeiten, in denen es ruhig bei uns ist. Erst in diesem Jahr wurden 40 Kliniken an Fresenius verkauft. In der Rhön-Klinikum AG mit ihren über 15.000 Beschäftigten beginnt jetzt eine Neuausrichtung, die wir als Betriebsräte natürlich begleiten. Der Vorstand hat dafür Berater engagiert und beteiligt die leitenden Ärzte am Prozess. Wir diskutieren gerade, wie auch die anderen Beschäftigten daran teilhaben können, denn sie müssen schließlich hinterher mit dem Ergebnis arbeiten.

Ein Thema, das uns bei ver.di und in den Betriebsräten unter den Nägeln brennt, ist die enorme Belastung der Beschäftigten in den Kliniken - auch bei uns. Es gibt eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe der Bundesregierung zur Krankenhausreform. Wir haben die Politiker angeschrieben. Die Belastung in der Pflege steigt immer weiter, da muss etwas passieren. Wir fordern, dass den Wahlversprechen jetzt auch mal Taten folgen. In der Bund-Länder-Arbeitsgruppe darf nicht nur über die Finanzierung gesprochen werden. Sie muss sich auch damit beschäftigen, wie das Personal entlastet werden kann. Es nützt keinem etwas, wenn die Krankenschwester selbst krank wird.

Mit 26 Jahren bin ich sicher einer der jüngsten Konzernbetriebsratsvorsitzenden. Von Beginn an hat mich meine Betriebsratsvorsitzende gefördert, das war sehr wichtig für mich. Erst seit Mai bin ich im Betriebsrat und seit September schon Vorsitzender des Konzernbetriebsrats. Die Themen, mit denen ich mich jetzt beschäftige, sind für mich aber nicht neu. Ich war seit 2006 Jugendvertreter im Uniklinikum Marburg. Bis zu meiner Wahl in den Betriebsrat war ich Vorsitzender der Konzern-Jugend- und Auszubildendenvertretung und lange Zeit für 2 500 Auszubildende zuständig. Nach den letzten Betriebsratswahlen haben wir Betriebsräte überlegt, wer für den Konzernbetriebsratsvorsitz kandidieren könnte. Ich war dazu bereit - und die Kollegen haben mich unterstützt.

Wenn ich frei habe, bin ich noch in der ver.di-Bildungsarbeit aktiv. Das geht zwar leider nicht mehr in dem Umfang wie vorher, aber völlig will ich damit nicht aufhören. Dafür mache ich die Seminare und Workshops viel zu gern.

Protokoll: Silke Leuckfeld

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