Für die Mediengruppe DuMont Schauberg (MDS) arbeiten noch 3700 Beschäftigte. Das will die Verlagsspitze ändern. Unter dem Namen "Perspektive Wachstum" kündigte sie ein sogenanntes "Zukunftsprogramm" an. Die Betriebsräte befürchten den Abbau vieler Stellen und die Zerschlagung in kleine Einheiten, meist ohne Betriebsrat und Tarifbindung. ver.di liegen interne MDS-Papiere darüber vor, wie Betriebsräten und Belegschaften der Stellenabbau verkauft werden soll.

Um die Pläne geschickt zu vermitteln, hat die Konzernleitung die Kommunikationsfirma Johanssen + Kretschmer beauftragt. Im Papier der Firma werden zunächst die Kernbotschaften skizziert ("Wir wollen das innovativste Medienhaus Deutschlands werden"), dann wird eine "Storyline" beschrieben. Eine "Storyline" ist der dramaturgische Bogen eines geplanten Drehbuchs. Die bisher bekannten Fakten weisen auf ein Drehbuch für ein Drama hin. Die Standorte Köln (Kölner Stadtanzeiger), Berlin (Berliner Zeitung, Berliner Kurier), Halle/Saale (Mitteldeutsche Zeitung) und Hamburg (Hamburger Morgenpost) sollen mit den Tochterunternehmen in die drei Mediengruppen DuMont Rheinland, Berliner Verlag und Mitteldeutsche Zeitung gegliedert werden. Die bisher bestehenden Unternehmen werden zerschlagen, teilweise ausgegliedert und in tarif- und betriebsratsfreie Unternehmen zerlegt. Tarifgebunden wird konzernweit kaum ein Betrieb bleiben.

Berlin - Hamburg - Köln

"Wir akzeptieren nicht, dass tarifgebundene Bereiche zu tarif- und betriebsratsfreien werden", so ver.di-Konzernbetreuer René Rudolf. "In den neuen Bereichen werden auch Arbeitsplätze entstehen. Dafür müssen Beschäftigte qualifiziert werden - nicht entlassen. Sollte es zu Arbeitsplatzabbau kommen, muss das sozialverträglich sein." ver.di fordere, dass Beschäftigte und Betriebsräte umfassend informiert werden.

Die Betriebsräte des Berliner Verlags listen in einem Info auf, wie durch "Perspektive Wachstum" der Berliner Verlag faktisch zerschlagen wird, Abteilungen in eigene Gesellschaften ausgegliedert und Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren werden.

Hart wird es auch die Beschäftigten der Hamburger Morgenpost treffen. Die 35 Verlagsangestellten sollen in sechs Firmen ausgegliedert werden, von denen nur eine nach dem Gesetz wieder einen Betriebsrat bekommen könnte. Sechs Beschäftigte der Redaktion sollen gehen, ebenso fünf aus dem Anzeigeninnendienst. In rund ein Dutzend tariffreie Minigesellschaften soll der Verlag des Kölner Stadtanzeigers zum Jahresende aufgespalten werden. Die ver.di-Vertrauensleute schreiben auf ihrer Website: "Rund 400 der etwa 750 Beschäftigten sind von dieser Aufspaltung betroffen. Hinzu kommt, dass in den neuen Gesellschaften in den nächsten Jahren rund 40 Arbeitsplätze wegfallen sollen."

Mit harten Fakten statt Werbebotschaften beschäftigte sich die Anwaltskanzlei Clifford Change für MDS. In ihrem Papier werden die arbeitsrechtlichen Konsequenzen des Personalabbaus aufgeführt. Um juristische Probleme auszuräumen, notierten die Anwälte, wie die Betriebsräte unterrichtet werden müssen, und was droht, wenn das unterlassen wird. Auch sie formulierten Sprachregelungen: Arbeitsplatzwegfall statt Kündigung, Personalumbau statt -abbau. Silke Leuckfeld