29. März 2020 – „Wir sind Gebietsspediteur in der Automobilindustrie. Als dort die Produktion eingestellt wurde, hatten wir nichts mehr zu fahren. Der Arbeitgeber hat Kurzarbeit beantragt. Bei uns arbeiten rund 200 Beschäftigte, außerdem fahren noch Subunternehmen für uns. Unser Bereich Just-in-Time steht zurzeit still. Unser Fernverkehr fährt überwiegend zwischen verschiedenen Automobil-Werken im In- und Ausland. Auch hier standen erst einmal 25 Autos, damit meine ich 40-Tonner, still. Nach wenigen Tagen waren sie alle wieder unterwegs, wir fahren jetzt Aufträge von Handelsketten. Wir nehmen, was der Markt hergibt.

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Foto: Kreitling

Ob mich das Kurzarbeitergeld trifft, kann ich noch nicht abschätzen. Eine Woche könnte ich das finanziell hinnehmen, das ginge noch, auch weil es vom Arbeitgeber auf 80 Prozent aufgestockt wird. Dauert es länger, wird es schwierig. Wichtig sind mir aber auch die Bedingungen, unter denen wir Fahrer jetzt arbeiten. Beim Kunden sind oft immer noch 30, 40 Leute auf engstem Raum, da gibt es kaum Schutzvorkehrungen. Dafür ist es Betriebsfremden untersagt, die Toiletten zu benutzen, aus Gründen der Ansteckungsgefahr. Wo soll ich denn dann auf Toilette gehen? Auch viele Raststätten sind geschlossen.

Sorge macht mir auch, dass Arbeitszeitregelungen außer Kraft gesetzt werden, statt zwei mal zehn Stunden Lenkzeit sind jetzt bis zu fünf mal zehn Stunden möglich. Plötzlich dürfen viel mehr Waren auch an Sonntagen transportiert werden. Das sind alles Forderungen der Arbeitgeber, deren Umsetzung wir vor nicht allzu langer Zeit auf europäischer Ebene noch abwehren konnten. Da müssen wir aufpassen, dass das wirklich nur in diesem Krisenfall gilt.“

Protokoll: hla