Kommt keine schnelle Einigung, eskaliert nach Warnstreiks der Tarifkonflikt

Vor der dritten Verhandlungsrunde über die Arbeitszeit am 9. April machten die Postler Druck. 20000 - vor allem Zusteller/innen - protestierten an sechs Streiktagen gegen die Strategie ihres Arbeitgebers. Sie beteiligten sich zum Auftakt in 14 Großstädten und mehreren Bundesländern gleichzeitig an Warnstreiks und Kundgebungen. Am dritten Tag wurden dadurch in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland mehr als acht Millionen Sendungen verzögert ausgetragen. Zuletzt blieben in Nordrhein-Westfalen 2,5 Millionen Briefe und 60000 Pakete liegen. Doch der erhoffte Durchbruch wurde auch in der dritten Verhandlung nicht erreicht.

Die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Andrea Kocsis warnt vor Verschleppung: "Die Ansage aus der Tarifkommission ist klar: Entweder am 17. oder 18. April ist Finale, oder es kommt zum Dauerstreik." ver.di versucht seit Monaten, mit der Post AG den weiteren Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis 30. Juni 2011 und Fragen der Arbeitszeit zu regeln. Mitte März begannen endlich die Gespräche.

Um die 38,5-Stunden-Woche bei der Post musste schon zweimal gestritten werden, die letzte Regelung lief zum 31. März aus. Seither spricht das Unternehmen öffentlich von notwendiger Personalkostensenkung und fordert von den Postbeamten zweieinhalb Wochenstunden zusätzlich. Die würden den Einzelnen 6,5 Prozent vom Einkommen kosten und 5000 Arbeitsplätze vernichten. Bei den Verhandlungen geht es der Gewerkschaft um den Erhalt aller Arbeitsplätze durch Sicherung der Arbeitszeit und eine Perspektive für Tarifbeschäftigte wie Beamte im Unternehmen. Nun ist die Post am Zug. Man erwartet ein "ernsthaftes und einigungsfähiges Angebot", sagt ver.di-Tarifexperte Stephan Teuscher.

Das Unternehmen erzielte 2007 zwei Milliarden Euro Gewinn. "Die Geschäfte der Post laufen prächtig, der Konzern kann allein wegen der angesammelten Überstunden und Urlaubsansprüche auf einen Schlag 10000 Vollzeitkräfte einstellen", erklärt Andrea Kocsis. Die Postbeschäftigten erwarteten "keine Geschenke, sondern ihren Anteil am hart erarbeiteten Gewinn." Die Verhandlungen mit der Lohnrunde zu verbinden mache zwar alles unnötig kompliziert, doch man sei ja gewohnt, auch schwierige Sachverhalte schnell und effektiv zu lösen, so ver.di-Vize Andrea Kocsis.

Jetzt geht ver.di mit einer Tarifforderung von sieben Prozent Lohnerhöhung für zwölf Monate in die nächsten Verhandlungen für die 130000 Angestellten der Post. Das beschloss die Bundestarifkommission Postdienste, Speditionen und Logistik am 10. April in Bad Godesberg. Helma Nehrlich