Ausgabe 10/2008
Liebe Leserin, lieber Leser
in diesen Tagen haben wir es ständig mit Zahlen zu tun, die so groß, so sperrig, so gewaltig sind, dass es Mühe macht, sich auch nur annähernd vorzustellen, was sie eigentlich bedeuten. Erst ist von 26,5 Milliarden Euro die Rede, mit denen die Bundesregierung die einstürzenden Banken und Finanzmärkte stützen will, in Ziffern: 26500000000. Und kaum hat man die Zahl verdaut, da sind daraus schon 500000000000 Euro geworden. Mir geht unterdessen immer wieder eine einzige Zahl durch den Kopf, und die ist klein und auf Anhieb zu begreifen: 1,30 Euro. Die Verkäuferin Barbara E., von ihren Freunden Emmely genannt, soll Leergutbons im Wert von 1,30 Euro unrechtmäßig eingelöst haben. Es seien nicht ihre Bons gewesen, behauptet die Geschäftsleitung des Supermarkts, sondern ein Kunde habe sie liegen lassen und Barbara E. habe das Geld unterschlagen. Ihr wurde fristlos gekündigt. ver.di PUBLIK hat darüber in der vorigen Ausgabe berichtet. Mit Unterstützung von ver.di klagt Emmely gegen die Kündigung. Der Richter wies die Klage ab und fügte seinem Urteil hinzu: Hätte die Klägerin Reue gezeigt, wäre das Urteil womöglich anders ausgefallen. "Ich kann nicht bereuen, was ich nicht getan habe," sagt Emmely. Der Prozess geht in die nächste Instanz. Und noch eine Zahl: 31 Jahre hat Emmely in dem Supermarkt gearbeitet. Deutschland im Jahre 2008. Ohne Maß. - Die nächste ver.di PUBLIK erscheint Mitte November. Bis dahin!
Maria Kniesburges, Redaktion ver.di publik