Plus-Chefs hielten 17 sächsische Beschäftigte in Lagerräumen fest

17 Beschäftigte eines Lagers des Discounters Plus in Ottenberg-Okrilla (Ostsachsen) hatten am 12. September ein einschneidendes Erlebnis mit ihrem Arbeitgeber. Bis zu zehn Stunden wurden sie in den Lagerräumen festgehalten. In Einzelgesprächen habe man sie mit Video-Aufzeichnungen konfrontiert, berichten die Betroffenen.

Auf den Videos sehe man Beweise für den Diebstahl von Elektroschrott - sagt die Geschäftsleitung. Daher habe es sich um eine "Befragung wegen Diebstahlverdachts" gehandelt. Niemand sei gegen seinen Willen festgehalten worden.

Die Staatsanwaltschaft in Bautzen ermittelt mittlerweile gegen die Geschäftsführung wegen Nötigung und Freiheitsberaubung. Ein Ergebnis lag bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe von ver.di PUBLIK noch nicht vor.

Neue Qualität

"Wir sind einiges an Missachtung der Beschäftigten im Handel gewöhnt", sagt Sonja Zimmer, die im ver.di-Bezirk Ostsachsen für den Fachbereich Handel zuständig ist. Aber dieses Vorgehen zeige doch eine neue Qualität: Es verletze die Menschenwürde und andere elementare Grundrechte.

Sonja Zimmer vermutet, dass Plus nur einen Grund gesucht hat, um die Beschäftigten loszuwerden. Am Ende des Gesprächs wurden die Befragten aufgefordert, einen Aufhebungsvertrag zu unterschreiben. Wer den Vertrag nicht unterschrieb, hat mittlerweile eine fristlose Kündigung erhalten. ver.di fordert, die Kündigungen und die ausgesprochenen Hausverbote sofort zurückzunehmen und die Geschäftsleitung abzuberufen.

Mittlerweile sind in Sachsen viele Solidaritätsbekundungen eingetroffen. Sonja Zimmer hat unter anderem den Landtagsabgeordneten aus der Region geschrieben, zu denen auch der sächsische Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) gehört. Viele Abgeordnete unterstützen die 17 Plus-Beschäftigten - nur CDU-Politiker haben Sonja Zimmer bislang nicht geantwortet.

HEIKE LANGENBERG

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