Immer mehr Menschen leiden unter psychischen Störungen am Arbeitsplatz

Die Zahl derer, die wegen psychischer Störungen arbeitsunfähig werden, hat sich innerhalb der vergangenen 25 Jahre vervierfacht. Das geht aus dem BKK Gesundheitsreport 2007 hervor, den der Bundesverband der Betriebskrankenkassen jährlich veröffentlicht. Psychische Ursachen sind deshalb ein Schwerpunkt der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie, in der ver.di mit dem Bund, den Ländern und der Gesetzlichen Unfallversicherung zusammenarbeitet.

"Sehr häufig bei den psychischen Störungen am Arbeitsplatz sind depressive Verstimmungen", sagt Heinz Schüpbach, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Freiburg. "Die Gründe dafür sind meist Stress und Burnout." Die Mitarbeiter in den Betrieben seien zunehmenden Belastungen ausgesetzt. "Mit Zielvereinbarungen werden die Mitarbeiter immer mehr verantwortlich gemacht", sagt Schüpbach. Die Folge: Überstunden, Termindruck, Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes.

Einen Ansatz, dem Problem beizukommen, zeigt das Stiftungsklinikum Mittelrhein in Koblenz. Die Klinik ließ sich in 2004 von der Barmer Ersatzkasse (BEK) einen hauseigenen Gesundheitsreport erstellen. "Damals hatten 16,5 Prozent der erkrankten Mitarbeiter, die bei der BEK versichert waren, psychische Störungen", sagt die Psychologin Renate Hülsmann, im Klinikum für die Betriebliche Gesundheitsförderung zuständig.

Seit 1999 gibt es dort Angebote wie Konfliktmanagement oder Stressbewältigung, seit 2003 einen Arbeitskreis, der die Betriebliche Gesundheitsförderung umsetzt. "Das allein aber reicht nicht", sagt Renate Hülsmann. Denn neben den verhaltensbezogenen Maßnahmen, die auf den Einzelnen zielen, geht es auch darum, die Verhältnisse zu ändern. "Es muss ein kombiniertes Modell sein", betont die Psychologin. Ein solches ist das Pilotprojekt "Bewegte Pause". Täglich fünf Minuten dürfen die Mitarbeiter während ihrer Arbeitszeit Entspannungs-, Dehnungs- oder Koordinationsübungen machen. Mit Erfolg: Laut BEK-Report 2007 fehlten nur noch 6,3 Prozent der BEK-Versicherten wegen psychischer Störungen.

Doch so einfach, wie es aussieht, ist es nicht. Bei den verhältnisbezogenen Maßnahmen geht es auch darum, "Arbeitsaufgabe und Arbeitszeit in Einklang zu bringen", sagt Horst Riesenberg-Mordeja, ver.di-Referent für Arbeitsschutz. Das heißt, nicht nur neue Stellen schaffen, sondern auch die Aufgaben unter dem vorhandenen Personal anders verteilen oder sie reduzieren.PETRA ZEICHNER

Hilfe aus dem Netz

Deutsches Netzwerk für Betriebliche Gesundheitsförderung: www.dnbgf.de

Die Broschüre Psychisch krank im Job. Was tun? kann bei dem BKK Bundesverband, www.bkk.de, bestellt werden.

Die Broschüre Arbeitsbedingte Gesundheitsrisiken und demografischer Wandel des DGB gibt es zum Download auf dessen Internetseiten: www.dgb.de