Ausgabe 06/2009-07
Unter Druck
Unter Druck
Unternehmen wollen Millionen einsparen und dafür Viele entlassen
Ende Juni war die Hängepartie beendet: Die Bundesregierung bewilligte den Kredit von 50 Millionen Euro für Quelle. Damit konnten auch die Betriebe aufatmen, die den neuen Quelle-Katalog produzieren. Obwohl die Finanzierung noch nicht gesichert war, hatten die Tiefdruckunternehmen Prinovis und Schlott mit der Produktion von neun Millionen Katalogen begonnen. Die Maschinen liefen, als plötzlich die sicher geglaubte Bürgschaft des Bundes platzte. Die Unternehmen drohten, den Katalog nicht auszuliefern.
In dieser Situation verhandelte ver.di mit dem Vorstand der Schlott-Gruppe über die Arbeitsplätze. Das Unternehmen war wirtschaftlich in Schwierigkeiten geraten, wollte 22,5 Millionen Euro Personalkosten einsparen, 350 Arbeitsplätze sollten wegfallen. In 35 Stunden Verhandlung konnten ver.di und die Betriebsräte erreichen, dass "nur" bis zu 150 Beschäftigen betriebsbedingt gekündigt wird. Während die Unternehmensleitung an fast allen Standorten Stellen streichen wollte, ist davon nun allein das Tochterunternehmen Broschek betroffen. Die Weiterverarbeitung zieht aus Stelle nach Hamburg, 30 Arbeitsplätze fallen weg.
Bei Broschek Hamburg müssen 120 Beschäftigte gehen, ver.di konnte aber erreichen, dass zunächst 35 von ihnen freiwillig und mit einer erhöhten Abfindung ausscheiden. Weihnachts- und Urlaubsgeld werden überall befristet gekürzt. Der Vorstand wollte es ursprünglich streichen oder die Wochenarbeitszeit verlängern. Weitere betriebsbedingte Kündigungen sind bei Broschek bis Ende 2012 ausgeschlossen, der Standort ist bis dahin gesichert, alle anderen bis Ende 2013.
Unsicher ist die Lage bei Prinovis. Haupteigentümer Bertelsmann hat angekündigt, konzernweit mehrere hundert Millionen Euro einzusparen. Bauer Druck Köln plant, die Weiterverarbeitung tariffrei auszugliedern, und verweigerte die Übernahme des Tarifabschlusses der Branche. Als der Geschäftsführer drohte, den Betrieb zu schließen, wenn gestreikt wird, legte die Belegschaft 24 Stunden die Arbeit nieder. Daraufhin erklärte Bauer Druck Anfang Juli, den Abschluss zu übernehmen. sil