CARMEN MATTIS (46) ist Gabelstaplerfahrerin bei Kaufland in Lübbenau

Ich staple hoch. Bis zu elf Meter ragen die Regale in die Luft, die ich mit meinem Gabelstapler bediene. Die Paletten können bis zu 1 000 Kilogramm wiegen – ein schwerer Job, den ich bei der Kaufland Logistics GmbH im brandenburgischen Lübbenau habe, hart für den Rücken, weil ich während meiner Sechs-Stunden-Schicht die meiste Zeit nach oben gucken muss, um die Paletten rauf- oder runterzuholen. 300 Lkws kommen täglich rein, 100 gehen wieder raus. Wir arbeiten im Vier-Schicht-System, die meisten sind Frauen in Teilzeit. Wie Viele fahre ich mit dem Auto zur Arbeit, denn ich wohne im 17 Kilometer entfernten Calau. Das Logistikzentrum liegt außerhalb von Lübbenau, auf der grünen Wiese. Rund um die Uhr wird uns Ware geliefert, die – zu neuen Lieferungen zusammengestellt – von uns mit dem Gabelstapler zu den Toren gebracht werden, an denen die Lkws stehen. Ich warte auf eine Meldung im Display meines Staplers, welche Palette ich auf welchem Gang zu welchem Tor schaffen muss. Viel Wartezeit ist aber nicht; wir beliefern 100 Märkte täglich mit frischer Ware. Es fasziniert mich, wie alle Teile zur rechten Zeit am rechten Ort sind. Aber man muss aufpassen: Wenn eine 100-Kilo-Palette absegelt, ist das gefährlich.

ver.di-Mitglied und Betriebsrätin bin ich seit 2002. Drei Anläufe brauchten wir damals, um den Betriebsrat zu gründen – gegen den Willen des Eigentümers, der Schwarz-Gruppe, zu der auch Lidl gehört. Von den etwa 430 festangestellten Kaufland-Mitarbeitern in Lübbenau sind 145 in der Gewerkschaft, die wollen etwas bewegen. Das ist mir das Wichtigste: Dass die Kollegen sich nicht hinter vorgehaltener Hand beschweren, sondern sich daran beteiligen, die Arbeitssituation aller zu verbessern.

Gelernt habe ich Gärtnerin. Nach der Wende war ich arbeitslos, durchlief einige Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Unter anderem habe ich den Wanderweg zwischen Lübbenau und Loipe mitgebaut. Als 1995 eines von sechs Kaufland-Logistikzentren in Deutschland in Lübbenau gebaut wurde, fing ich dort an, erst als Qualitätsprüferin, dann bin ich auf den Stapler umgestiegen.