Ausgabe 12/2011
Selbstbewusste Forderungen
Die Tarifrunde für die Beschäftigten von Bund und Kommunen steht bevor. Jetzt werden die Forderungen vor Ort diskutiert
"Bei der Jugend geht es ums Geld", sagt Timo Klein aus dem hessischen Herborn. "Wir wollen einen Sockelbetrag von 100 Euro. Eine prozentuale Gehaltserhöhung ist für die meisten nicht akzeptabel." So fasst der 26-jährige Krankenpfleger, der in einem Wohn- und Pflegeheim für alte Menschen mit psychischen Krankheiten arbeitet, die Diskussion mit den jungen Kolleg/innen aus seinem Fachbereich zusammen. Seit kurzem ist Timo Klein auch Mitglied der ver.di-Bundestarifkommission.
Die Kommission hat die Kündigung der Entgelttabellen für die Beschäftigten bei Bund und Ländern zum 29. Februar 2012 beschlossen. Am 9. Februar wird sie die ver.di-Forderungen beschließen, unter dem Motto "Wir sind es wert". Motivierte Beschäftigte gibt es nicht zum Nulltarif, so die Kommission.
Timo Klein ist bei ver.di "auf allen Ebenen in Hessen unterwegs", wie er sagt. Im Jugendfachkreis des Fachbereichs Gesundheit zum Beispiel. Dort werde über alles diskutiert, "was die Leute an Problemen aus ihren Kliniken mitbringen. Aktuell auch über die Tarifrunde." Den Azubis gehe es dabei auch um das Fahrgeld zu Schule und Ausbildungsbetrieb, das die Betriebe übernehmen sollen. Wichtig ist nach wie vor die Übernahme aller jungen Leute in die Kliniken, die sie ausgebildet haben. "Auch wenn wir schon Pflegenotstand haben und irgendwo immer Arbeit finden", sagt Timo Klein, "die meisten wollen von ihren Häusern übernommen werden. Schließlich haben sie nicht zufällig gerade dort gelernt."
Auch der Sozialpädagoge Peter Erlbeck spricht von einem Festbetrag, wenn es darum geht, was seine Kolleg/innen von der Tarifrunde erwarten - und wofür sie auch streiken würden. Erlbeck, der ebenfalls der Bundestarifkommission angehört, ist Personalratsvorsitzender im Sozialreferat der Stadt Nürnberg. "Der größte Bereich bei uns sind die Kitas", sagt er. "Die Vertrauensleute und wir ver.dianer werden ab Januar in die Einrichtungen gehen und mit den Kolleginnen sprechen. Ihnen erstmal zuhören."
Wir stellen was auf die Beine
Von einer Personalversammlung, auf der intensiv diskutiert wurde, weiß er schon, worüber zu reden sein wird. Der Festbetrag sollte im neuen Tarifvertrag über 200 Euro liegen. Das zweite Thema ist für viele eine gute Regelung zur Altersteilzeit. Die Arbeitsbelastung ist gerade in den Kitas groß, kaum jemand kann sich dort vorstellen, bis 67 zu arbeiten. Der Krankenstand sei jetzt schon hoch, fügt Erlbeck hinzu. Und die Stimmung? "Allgemeine Empörung. Viele regen sich auf: ,Bei der Bankenrettung wird Geld verbrannt, bei uns jagt eine Haushaltskonsolidierung die nächste.' Die Kollegen sind selbstbewusst, sie wollen ihre Wut loswerden. Und sie wissen: Wir stellen was auf die Beine!" Die Tarifrunde 2012 kann kommen.