Öffentlicher Dienst

2000 Beschäftigte waren es bei diesem Warnstreik in Berlin

Kalter Wind fegt am 3. März über den Platz am Bahnhof Friedrichstraße in Berlin-Mitte. Hier hat die Tarifgemeinschaft der Länder ihren Sitz, hierher sind an diesem Morgen 2000 Menschen gekommen, da mag das Wetter sein, wie es will. Es sind vor allem Grundschullehrer/innen, Horterzieher/innen, Schulhausmeister und -sekretärinnen; Mitglieder von ver.di und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Dies ist ihr Auftakt zu den Warnstreiks, die auch in Hannover, Karlsruhe und Hamburg, in Thüringen, NRW, Bayern und andernorts in der Republik in diesen Tagen stattfinden.

In der zweiten Verhandlungsrunde für die 800.000 Beschäftigten der Länder haben die Arbeitgeber Ende Februar nicht nur die Forderungen der Gewerkschaften zurückgewiesen, sondern Verschlechterungen für die Beschäftigten verlangt. Sie haben kein Angebot für eine Gehaltserhöhung, zur Verbesserung der Situation der Azubis und den anderen Punkten vorgelegt, sondern die Kürzung der Betriebsrenten um 20 Prozent gefordert, was im Schnitt 70 Euro weniger im Monat bedeuten würde. Das ruft Ärger und Wut hervor.

Gutes Geld für gute Leute

"So geht's ja wohl nicht", sagt auch Manuela, Erzieherin an einer Grundschule in Berlin-Kreuzberg. "Deshalb sind wir hier. Wir müssen unsere Rechte schützen und uns für Gehaltserhöhungen einsetzen. Die sind nötig." Die 49-Jährige und ihre Kolleginnen arbeiten im Hort, sind aber auch jeweils zehn Stunden pro Woche im Unterricht eingesetzt. Die Kinder gehören vielen Nationalitäten an, "wir sind multikulturell", sagt die Erzieherin. Umso wichtiger sei ihre Arbeit. "Und dafür verdienen wir mehr!" Wichtig sei ihnen auch die Übernahme der Praktikanten, fügt ihre Kollegin Selma hinzu. "Wir brauchen junge Leute. Aber wer fängt schon bei uns in der Grundschule als Erzieherin an - bei so viel Verantwortung und der schlechten Bezahlung?" Mit dem Warnstreik wollen sie "endlich ein Zeichen setzen". Viele Eltern unterstützen die Forderungen der Gewerkschaften. Mehrere türkische Familien, so Manuela, hätten sofort gefragt, ob wegen der Warnstreiks Unterstützung gebraucht werde.

Astrid Westhoff von ver.di Berlin-Brandenburg ruft von der Bühne aus den Versammelten zu: "Wir sind es, die dafür sorgen, dass unsere Gesellschaft funktioniert! Dafür verdienen wir gutes Geld! Das ist nur fair." Ein Sprechchor schallt rhythmisch über den Platz: "Wir wollen unser gutes Geld!"

Unüberhörbar sind auch Detlef Bading und Frank Hübner dabei, beide Schulhausmeister aus Berlin-Neukölln. Um mehr Geld geht es dem 52-jährigen Hübner vor allem in dieser Tarifrunde. "Und noch was: An unserer Altersvorsorge darf nicht gerüttelt werden!"

Detlef Bading, der Streikleiter im Bezirksamt Neukölln und selbst auch Elternsprecher ist, kann sich immer wieder über das Thema der sachgrundlosen Befristungen aufregen. "Wenn interessierte neue Leute als Erzieher nach zwei Jahren gut eingearbeitet sind und dann wieder gehen müssen - wie bekloppt ist das denn?", fragt er. "Dafür gibt es keinen Sachgrund, Kinder sind schließlich auch nach zwei Jahren noch da!"

Wie in den anderen Bundesländern ruft ver.di auch in Berlin gemeinsam mit der GEW, der Gewerkschaft der Polizei und der IG BAU für die Zeit vor dem 16. und 17. März zu ganztägigen Warnstreiks auf. Dann wird in Potsdam weiter verhandelt. Wenn nötig, wird auch danach weiter gestreikt. Detlef Bading und seine Kolleg/innen lassen keinen Zweifel daran.


ver.di-Forderungen

  • 5,5 Prozent mehr Geld, mindestens 175 Euro monatlich
  • 100 Euro mehr für Azubis und Praktikant/innen
  • Verbindliche Übernahmeregelungen und 30 Tage Urlaub für die Azubis
  • Ausschluss sachgrundloser Befristungen
  • Übertragung des Ergebnisses auf die Beamt/innen
  • Erhöhung des Nachtarbeitszuschlags in Krankenhäusern auf 20 Prozent
  • Klarstellung des Geltungsbereichs des Tarifvertrags für die Länder (TV-L) an Theatern und Bühnen

www.verdi.de