Unter dem Motto "#Erlebenwasverschwindet" protestiert die ver.di Jugend gegen die Pläne der Telekom, die Zahl der Ausbildungsplätze fast zu halbieren: Von jetzt knapp 3000 sollen in den Jahren 2017 und 2018 nur noch 1662 Stellen angeboten werden. Dabei beschwert sich die deutsche Wirtschaft über Fachkräftemangel. Der Branchenverband BITKOM stellte erst im November fest: "In Deutschland fehlen 41.000 IT-Experten." Doch davon ist BITKOM-Vizepräsident und Telekom-Chef Timotheus Höttges unbeeindruckt. Er will die Ausbildung bei der Telekom drastisch reduzieren.

Die derzeit noch jährlich 3 000 Stellen bietet die Telekom für Auszubildende, dual Studierende und Einstiegsqualifizierungen an. Das hatten die ver.di-Mitglieder in der Telekom-Tarifrunde 2012 erkämpft, für die Jahre 2013 bis 2015 ist eine sogenannte Ausbildungsquote von 2,9 Prozent garantiert. Die Quote bemisst sich an der Zahl der inländischen Beschäftigten des Konzerns. Sie soll nun auf 1,8 Prozent sinken. Gleichzeitig arbeiten immer weniger Menschen für die Telekom, die Zahl der Auszubildenden würde sich deshalb sowieso reduzieren. "Früher wurde eine feste Zahl an Ausbildungsplätzen angeboten", sagt Patrick König, Vorsitzender der Konzernausbildungsvertretung der Telekom. "Das wäre uns natürlich auch für die Zukunft am liebsten."

Der Konzern will künftig auch weniger junge Menschen nach der Ausbildung übernehmen: Für den Zeitraum von 2013 bis 2015 hat ver.di mit der Telekom vereinbart, dass 5 780 junge Leute übernommen werden. Auch davon will die Telekom abrücken.

Bisher wird im Unternehmen in 33 Ausbildungszentren ausgebildet. Etliche davon wären in Zukunft in ihrer Existenz bedroht, befürchten die Betriebsräte. Tatsächlich hat die Telekom bereits angekündigt, die Zahl der Beschäftigten in den Ausbildungszentren von jetzt 608 auf nur noch 335 im Jahr 2018 zu kürzen.

Das Durchschnittsalter der Telekom-Beschäftigten liegt zurzeit geschätzt bei knapp 50 Jahren. Dabei steht die Telekom vor großen Aufgaben. Ländliche Regionen sollen mit einem leistungsfähigen Netz versorgt, neue technische Standards müssen eingeführt werden. Ein Arbeitnehmervertreter brachte es auf den Punkt: "Dafür müssten faktisch an jedem zweiten Mast Funkzellen angebracht werden".

Silke Leuckfeld