Die Globalisierung fordert von den Gewerkschaften den Blick über den Tellerrand. ver.di mischt auf dem internationalen Gewerkschaftsparkett mit

"Das kräftige weltweite Wirtschaftswachstum hat die weltweite Arbeitslosigkeit nicht zu reduzieren vermocht", stellte jüngst Juan Somavia, Präsident der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) fest. Mit über 195 Millionen Arbeitslosen in der Welt sei ein Höchststand erreicht, obwohl die Weltwirtschaft seit fünf Jahren hohe Wachstumsraten zeigt. Seine ernüchternde Bilanz zeigt, wie notwendig es für Gewerkschaften ist, sich international zu engagieren.

Ohne Netz wirkungslos

Sie tun es nach Kräften. Regelmäßig schickt die Internationale der Transportarbeitergewerkschaften (ITF) mit Schwerpunktaktionen Heuer-Kontrolleure auf Schiffe. Gemeinsam klärten ver.di und die polnische Solidarnosc als ITF-Mitglieder Fernfahrer auf, wie diese sich gegen überlange Lenkzeiten wehren könnten. Gegen Lohndumping mobilisierten die Gewerkschaften Europas Widerstand, um das Herkunfts-landsprinzip in der EU-Dienstleistungsrichtlinie zu Fall zu bringen - recht erfolgreich. Und Gewerkschaften sorgten dafür, dass bei der Internationalisierung der Unternehmen die Mitbestimmung nicht unter den Tisch fällt, wie das Beispiel Allianz SE zeigt.

Ohne weitweite gewerkschaftlichen Netzwerke blieben Einzelaktionen wirkungslos. Das größte Netzwerk ist im November 2006 geknüpft worden, der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) mit 166 Millionen Mitgliedern in 300 Gewerkschaften in 160 Län-dern. Ihm gehört ver.di über den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) an, ebenso dem Europäischen Gewerkschaftsbund (EGB).

Die engere Zusammenarbeit auf europäischer Ebene ergibt sich aus dem politischen Machtzuwachs der Europäischen Union mit ihren Institutionen. Freizügigkeit auf dem Arbeitsmarkt Europa, Mitbestimmung in europaweit agierenden Unternehmen, Sozialstandards, Bildung, Arbeitszeit - immer mehr gewerkschaftliche Themen haben Europabezüge. Und sie sind das Geschäftsfeld des Europäischen Gewerkschaftsbundes mit Sitz in Brüssel

Daneben gibt es branchenorientierte internationale Organisationen, etwa für die Mitglieder im öffentlichen Dienst mit dem Europäischen Gewerkschaftsverband für den Öffentlichen Dienst (EGÖD) und die Internationale der Gewerkschaften im öffentlichen Dienst (IÖD). Ähnlich ist es mit den Transportarbeiterföderationen ETF und ITF. Eher kleiner und berufsbezogener sind die europäischen und weltweiten Föderationen im Druck-, Medien- und Kultursektor. Unter dem Kürzel UNI (Union Network International) sind die im privaten Dienstleistungs- und Kommunikationssektor aktiven Gewerkschaften europaweit und weltweit gebündelt; UNI mit Sitz in Genf ist die größte branchenorientierte Gewerkschaftsinternationale.

Wichtige Kooperationen

Darüber hinaus kooperieren Gewerkschaften in Grenzregionen, etwa im Dreieck Ostsachsen, Polen und Tschechien. Und ver.di hat mit der britischen Gewerkschaft UNISON eine bilaterale Kooperation vereinbart. An mehr Mitspracherechten für die Beschäftigten an einem METRO-Standort in Rumänien arbeiten ver.di und rumänische Gewerkschafter.