Ausgabe 03/2007
Allerlei Einerlei
Von Burkhard Baltzer |Etwa fünf Millionen ältere Menschen ernähren sich falsch
Der Appetit kommt nicht erst beim Essen, sondern häufig schon beim Einkaufen Foto: Futh/laif
Informationen zur altersgerechten Ernährung finden Sie im Internet zuhauf, wenn Sie zum Beispiel googeln und die Begriffe "Senioren, Ernährung" eingeben. Bei unserer Recherche stießen wir auf umfassende Tipps bei der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (www.vzbv.de), beim Infodienst Verbraucherschutz (www.aid.de) und bei der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e.V. (www.bagso.de).
Wieder so ein Ernährungsdesaster, schlimm, aber wir werden Sie schon aufpäppeln, Frau S., meinte der untersuchende Arzt - und vorwurfsvoll zum Sohn gewandt, ob der nicht hätte mehr Acht geben können? Der Mann aus München wehrte ab: Er habe die Kosten für das Essen auf Rädern übernommen, seit seiner Mutter der Weg in den Supermarkt zu weit gewesen sei, indem sie sich ohnehin nicht mehr zurecht fände. Außerdem wäre eine Nachbarin bereit gewesen, Lebensmittel zu besorgen, wenn er wegen seiner vielen Dienstreisen nicht habe kommen können. Zugegeben, erinnerte sich der Sohn, im Kühlschrank habe meist gähnende Leere geherrscht.
Etwa fünf Millionen der 20 Millionen Alten siechen ähnlich wie Hanna S. vor sich hin, klagen Verbraucher- und Seniorenverbände, das Pflegepersonal, aber auch Politiker. Zweierlei aber ist nicht nur bezahlbar, sondern auch unerlässlich als Voraussetzung für eine gesunde Seniorenernährung: die ausreichende Aufnahme von Flüssigkeit - 1,5 bis zwei Liter täglich - und der "Vitaminhaushalt". Die Vitamine sollte man sich außer B12 jedoch möglichst nicht aus der Apotheke holen, sondern täglich Vollkorn- und Milchprodukte, Obst, Gemüse und Salat essen. Neben dem darin enthaltenen knochenfestigenden und Osteoporose-verringernden Calcium, gibt es ein Vitamin sogar umsonst und wie von selbst: Vitamin D entsteht, wenn man sich an der frischen Luft bewegt.
Schlecht sitzende Zahnprothese
Das klingt simpel, es ist jedoch schwieriger und ein schleichendes, sich verstärkendes Problem. Hanna S. zum Beispiel hatte die letzten Jahre stets über Appetitlosigkeit geklagt und über ihre immer schlechter sitzende Zahnprothese. Widerwillen, sagte sie dem Arzt, habe sie schon beim Gedanken ans Essen überfallen und der Zahnarzt habe stets vom alternden, sich verändernden Körper erzählt.
Gefreut habe sie sich lediglich, wenn sie die Familie zum Geburtstagessen oder zu anderen Festen ins Restaurant ausgeführt hätte. Da sei jede Speise so hübsch angerichtet gewesen. Eine Binsenweisheit, dass das Auge mitisst und der Anblick das vielfach nachlassende Geruchs- und Geschmacksempfinden ersetzt.
Obst und Gemüse à la Saison: Wann ist Birnenzeit? Wie bereite ich Pastinaken zu? Die Verbraucherzentralen haben eine CD-Rom herausgegeben mit 82 Porträts einheimischer Obst- und Gemüsesorten, einem Überblick über Anbauregionen, Erntezeiten und Nährwerte sowie 999 Rezepten. Erhältlich bei den Verbraucherzentralen sowie unter www.vzbv.de/shop; 14,90 €
Familie in Form: Gesunde Ernährung beginnt zu Hause. Deswegen hat die Autorin 170 einfache Rezepte zusammengestellt, mit denen Familien ihren Ernährungsplan umstellen können und gibt Tipps zur Ernährung im Allgemeinen.
Dagmar von Cramm, Stiftung Warentest, 224 Seiten, 19,90 €
Einkaufshilfe Fisch: Angsichts der Überfischung der Meere sollten Verbraucher überlegen, welchen Fisch sie auftischen. Der World Wild Fund for Nature bewertet Fischarten nach den Kriterien annehmbar, bedenklich und bedrohlich und gibt eine Einkaufshilfe. www.wwf.de/fisch
Pragmatiker statt Würzkünstler
Beim "Essen auf Rädern" hingegen sind keine Food-Designer und raffinierten Würzkünstler am Köcheln. Pragmatiker stehen da hinterm Herd, die präzise jene ernährungswissenschaftliche Menge an Zutaten verrühren, die die Seniorinnen und Senioren portionsweise grundversorgen: Zucker und Jodsalz in Maßen, wenig Fett und Fettes, Kalorien, handgezählt, Eiweiß, Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Minerale, Folsäurebringer; alles wichtig, alles richtig, aber eben allerlei Einerlei. Wird man dessen überdrüssig wie Hanna S., kann dies gesundheitliche Einschränkungen oft sogar bis zu schweren Krankheiten verstärken: Der Magen, die Verdauung machen Sorgen, die Blutzucker- und Cholesterinwerte geraten aus dem Toleranzbereich, Blutdruck- und Kreislaufprobleme bestimmen das Leben.
In vielen Kampagnen rühren Medien, Verbände, Verbraucherzentralen bis hin zum Gesundheitsministerium seit Jahren im Topf für Senioren. Angebrannt ist das Thema nicht. Vermutlich weil das Ernährungsbewusstsein generell gewachsen ist, aber wohl auch, weil es immer mehr Menschen betrifft. Die guten Ratschläge jedoch wirken wie eine zig mal aufgewärmte Suppe: Trinkpläne aufstellen, Kochgemeinschaften gründen, mit Kräutern würzen, gemeinsam Essen gehen... Ihnen stehen entgegen: der Jugendlichwahn, der Kostendruck im Gesundheitswesen, der Rückzug der Lebensmittelläden aus den Wohnquartieren, fehlende europaweite Kennzeichnung von Lebensmitteln - und die zunehmende Altersarmut.
Was täglich auf den Tisch kommen sollte:
- eine warme Mahlzeit,
- eine ordentliche Portion Obst,
- schonend gedünstetes Gemüse oder Salat,
- ein Glas Milch, Jogurt, Quark oder Käse,
- mindestens eine Scheibe Vollkorn- oder Vollkornschrotbrot, Reis oder Nudeln (bis 90 Gramm), Kartoffeln (bis 300 Gramm)
- mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit (Säfte, Tee, Kaffee, Wasser oder Suppe),
- ein Stück Fleisch, Fisch oder Eier,
- maximal 40 Gramm Streichfett, ersatzweise Oliven- oder anderes Pflanzenöl,
- Gewürze wie Curry, Paprika und Pfeffer sowie frische Kräuter.
Obst und Gemüse à la Saison: Wann ist Birnenzeit? Wie bereite ich Pastinaken zu? Die Verbraucherzentralen haben eine CD-Rom herausgegeben mit 82 Porträts einheimischer Obst- und Gemüsesorten, einem Überblick über Anbauregionen, Erntezeiten und Nährwerte sowie 999 Rezepten. Erhältlich bei den Verbraucherzentralen sowie unter www.vzbv.de/shop; 14,90 €
Familie in Form: Gesunde Ernährung beginnt zu Hause. Deswegen hat die Autorin 170 einfache Rezepte zusammengestellt, mit denen Familien ihren Ernährungsplan umstellen können und gibt Tipps zur Ernährung im Allgemeinen.
Dagmar von Cramm, Stiftung Warentest, 224 Seiten, 19,90 €
Einkaufshilfe Fisch: Angsichts der Überfischung der Meere sollten Verbraucher überlegen, welchen Fisch sie auftischen. Der World Wild Fund for Nature bewertet Fischarten nach den Kriterien annehmbar, bedenklich und bedrohlich und gibt eine Einkaufshilfe. www.wwf.de/fisch
Was täglich auf den Tisch kommen sollte:
- eine warme Mahlzeit,
- eine ordentliche Portion Obst,
- schonend gedünstetes Gemüse oder Salat,
- ein Glas Milch, Jogurt, Quark oder Käse,
- mindestens eine Scheibe Vollkorn- oder Vollkornschrotbrot, Reis oder Nudeln (bis 90 Gramm), Kartoffeln (bis 300 Gramm)
- mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit (Säfte, Tee, Kaffee, Wasser oder Suppe),
- ein Stück Fleisch, Fisch oder Eier,
- maximal 40 Gramm Streichfett, ersatzweise Oliven- oder anderes Pflanzenöl,
- Gewürze wie Curry, Paprika und Pfeffer sowie frische Kräuter.