Der Verband deutscher Schriftsteller und 40 andere Initiativen klären über Verlage auf, die von den Autoren Zuschüsse verlangen

Mehr als 70000 Bücher erscheinen jährlich in Deutschland. Dennoch ist das nur ein Bruchteil der Texte, die den Verlagen angeboten werden und in den Buchhandel vordringen. Nichtoriginelles, Nichterhellendes, Dürftiges und (vermeintlich) Unverkäufliches wird zurückgewiesen - bestimmt noch einmal Stoff für 140000 weitere Bücher. Die Autor/innen wollen allerdings meist von ihrer geistigen Arbeit, ihrer Kreativität und dem Verkauf ihrer Bücher leben. Um das geistige Eigentum und die Schreibenden materiell zu sichern, haben Gewerkschaften und Autorenverbände deshalb das Urheberrecht und Normverträge ausgehandelt. In Deutschland kämpften dafür vorrangig die Schriftstellerverbände, die IG Medien, ver.di und seit 40 Jahren der in der Gewerkschaft beheimatete Verband deutscher Schriftsteller.

Bezahlen Sie Ihr eigenes Buch!

Jeder des Lesens Fähige müsste sich also wundern, wenn er auf Anzeigen stößt, in denen es heißt, Verlage suchen Autoren. Wie denn das? Indem diese Autoren viel Geld für ein Buch mitbringen: Sie bezahlen ihre Veröffentlichungen selbst. Für jeden Titel muss ein - oft fünfstelliger - Betrag auf Konten überwiesen werden, deren Inhaber sich so klangvoller Namen wie Goethe, Schiller oder Fischer bedienen. Eitelkeit wie Mitteilungszwang der Schreibenden drängen die Vernunft zurück. Die Autoren Frau Meier oder Herr Müller gehen also eine Geschäftsbeziehung mit einem "Druckkosten"-, "Selbstzahler"- oder "Pseudoverlag" ein. Doch dieses Geschäft dient materiell dem Verlag. Denn das versprochene Lektorat, die aufsehenerregende Gestaltung, die beharrliche Werbung und der Vertrieb unterbleiben.

Selbst Quatschtexte werden gedruckt

Die Abzocke, die selbst schon gröbste Quatschtexte aus dem Gedichtgenerator in den Druck befördert hat, "kehrt das Verlagsprinzip um". Das meinen seit langem die Schriftsteller und Literaturverbände, die in Köln am 23. April, dem Welttag des Buches, mit einer Erklärung für "Fairlage" und gegen die "unlauteren Praktiken" solcher selbst ernannten "Dienstleister" an die Öffentlichkeit traten. Ihre bisherige Aufklärungsarbeit in Sachen "Eitelkeitsverlage" wurde stets juristisch durch langwierige Finessen gestoppt. So haben Goethe & Co - eine solche Verlagsballung ist im Frankfurter Raum zu erkennen und auch beabsichtigt - beispielsweise einen Artikel in der kulturpolitischen Zeitschrift KUNST+KULTUR, die viermal im Jahr der ver.di PUBLIK beiliegt, von 1999 bis ins Jahr 2005 gerichtlich verfolgen lassen.

Deshalb taten sich nach einer Podiumsdiskussion des Verbandes der Schriftsteller auf der Leipziger Buchmesse im März etwa 40 Verbände und Literaturinitiativen, auch aus Österreich und der Schweiz, zusammen. ver.di-Jurist Wolfgang Schimmel und ver.di-Fachbereichsleiter Heinrich Bleicher-Nagelsmann betonten auf der Kölner Pressekonferenz am 23. April: ",Verlegen‘ kommt von ‚Vorlegen‘. Wer etwas schreibt, hat es verdient, Geld dafür zu bekommen, und nicht, dafür zahlen zu müssen." Schon jetzt hat die Aktion mehrfachen Erfolg: Autoren sind durch viele Presseberichte vor der "Bauernfängerei" (ZDF) und den "unlauteren Machenschaften" gewarnt worden. Gegen die Vielzahl der warnenden Verbände sind die "Eitelkeitsverlage" juristisch, wie es scheint, machtlos geworden.

Burkhard Baltzer