Mit Warnstreiks was bewegt

Der Einsatz von mehr als 6000 Beschäftigten aus 85 Betrieben der Papier- und Kunststoffverarbeitung hat sich gelohnt. Ohne ihre Warnstreiks hätte sich am Verhandlungstisch zuletzt kaum noch etwas bewegen lassen. So aber kam in der Nacht zum 8. Mai ein Tarifabschluss zustande. Danach steigen die Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen der knapp 100000 Beschäftigten in West- und Ostdeutschland rückwirkend zum 1. Mai 2008 um 3,9 Prozent. Eine Anhebung um weitere 2,9 Prozent folgt ein Jahr später. Darauf einigten sich ver.di und der Hauptverband Papier- und Kunststoffverarbeitung (HPV) in der vierten Verhandlungsrunde. Der neue Tarifvertrag läuft bis 30. April 2010.

"Das Ziel der Beschäftigten und ihrer Gewerkschaft, nach Jahren des Reallohnverlustes spürbare Einkommenserhöhungen durchzusetzen, ist damit erreicht", sagt ver.di-Tarifsekretär Andreas Fröhlich. Die Forderung der Arbeitgeber, mit Einmalzahlungen und betrieblichen Öffnungsklauseln das Ergebnis nach unten zu drücken, konnte ver.di abwehren. Die Einkommenssteigerungen haben dauerhaft Bestand. "Man muss nicht in Jubel ausbrechen, aber das Ergebnis ist respektabel", kommentierte ver.di- Verhandlungsführer Frank Werneke.

Will man den Wert der Entgeltsteigerungen in einer Summe ausdrücken, kommt man schon während der Laufzeit des Vertrags auf mehr als 260 Millionen Euro, eine Viertelmilliarde Euro zusätzliche Kaufkraft allein aus der Papier- und Kunststoffverarbei-tung. Die Berechnung macht deutlich, dass es bei Tarifauseinandersetzungen nicht um "Peanuts" geht, wenn die Kontrahenten um das Zehntelpro- zent streiten und die Beschäftigten für Erhöhungen hinter dem Komma streiken.HENRIK MÜLLER