Textilien aus umweltfreundlich erzeugten Rohstoffen waren eine Rarität, als Heinz Hess 1976 seinen Versandhandel für Ökokleidung gründete. Trotz steigender Umsätze, vor allem in den USA, musste der Umweltpionier vor einigen Jahren verkaufen; Hess Natur ging zunächst an Neckermann und wurde später Teil des Arcandor-Konzerns (Karstadt-Quelle).

Mit Arcandors Insolvenz begann die Rosinenpickerei. Finanzinvestor Carlyle, der auch an Rüstungskonzernen beteiligt ist, plant die Übernahme von Hess Natur. Das will eine von Mitarbeiter/innen und Kundinnen und Kunden gegründete Genossenschaft verhindern. Neue Genossenschaftsmitglieder werden noch gesucht.

ver.di PUBLIK | Eine von Beschäftigten und Kunden getragene Genossenschaft möchte Hess Natur vor der Übernahme durch den Finanzinvestor retten. Kämpft da jetzt wieder einmal David gegen Goliath?

NORBERT KOESLING | Ja, es ist eine sehr ungleiche Konkurrenz. Allerdings haben sich innerhalb kurzer Zeit schon mehr als 2000 Menschen gemeldet, die sich für die Idee und für Genossenschaftsanteile interessieren. Entscheidend ist natürlich, wieviel Geld wirklich zusammenkommt. Bei Anteilen ab 250 Euro aufwärts werden noch sehr viele Unterstützer/innen benötigt. Das wird ein langer Weg werden, mit viel Aufklärungsarbeit und Werbung.

ver.di PUBLIK | Wie hilft ver.di der im März gegründeten Genossenschaft?

KOESLING | Unser Part war bisher vor allem die Öffentlichkeitsarbeit. Da uns der Betriebsrat von Hess Natur und Attac ständig aktuell informiert haben, konnten wir schon im vorigen Jahr schnell auf das Übernahmeinteresse durch Carlyle hinweisen - und nun auch auf die Genossenschaftsgründung. Bekannt gemacht haben wir das besonders über den Arbeitskreis Versandhandel. Jetzt ist allerdings ein breites Bündnis nötig, um die erhoffte Übernahme durch die Genossenschaft möglich zu machen.

Interview: Gudrun Giese

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