Nach dem Bundeskongress hatten Berliner ver.di-Mitglieder viele Fragen an Frank Bsirske

Die Berliner Runde ist eine Podiumsdiskussion in lockerer oder - nach Sachlage - auch angespannter Atmosphäre, bei der ver.di-Mitglieder die Möglichkeit haben, dem Vorsitzenden auf den Zahn zu fühlen. Mit auf dem Podium diskutierten Thomas Cosmar, Betriebsrat bei der Post AG, sowie Francisca Bier, Auszubildendenvertreterin; stellvertretend für den Berliner Bezirk hatten sie die Fragen zur Hand, die vor Ort aufgelaufen waren.

An erster Stelle die unbequemste: Wie man eine weitere Abkopplung Berlins im öffentlichen Dienst zu verhindern gedenke. Das, gab Bsirske den Ball zurück, hänge in erster Linie von der Mobilisierungsfähigkeit in den Betrieben und Verwaltungen ab. Und erinnerte an drei Warnstreikwellen, die bei rund 80000 Betroffenen grade mal 3000 Leute mobilisiert hätten. "Das lag an dem beschissenen Wetter", lautete ein Einwand aus dem Plenum. Das sei zwar verständlich, sagte Bsirske darauf, aber eben keine günstige Botschaft an den Senat.

Unterschiedliche Sichtweisen gab es zum Post-Mindestlohn. Erfolg oder Niederlage, war hier die Frage. Zunächst mal sei es ein Erfolg, so Bsirske, sich in dieser Sache durchgesetzt zu haben. Schließlich war die Ausgangsposition der Regierung: kein Mindestlohn, nirgends. Die Auseinandersetzung - "was da abläuft, ist teilweise Wildwest" - habe den Gegner öffentlich entblößt, vor allem die Gründung einer eigenen Gewerkschaft sei als intellektuelle Zumutung entlarvt.

Die Frage, ob der Post-Mindestlohn der Mitgliedergewinnung dienlich sei, beantworte das Beispiel England mit "leider eher nicht", dies liege aber an der relativen Gewerkschaftsferne der Betroffenen (Migranten, Frauen, etc.). Dem wurde widersprochen, vor allem der Imagegewinn könne für Mitgliederzuwachs sorgen, wenn er in gute Öffentlichkeitsarbeit einfließe.

Keine Prügel für die GDL

Kollege Paschke, Vertrauensmann bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), berichtete von Versuchen der GDL, bei der BVG Mitglieder abzuwerben. Doch nicht die GDL spalte die Belegschaft, sondern der Tarifvertrag, der vier unterschiedliche und meist sinnfreie Entgelttarife aufweise und das "Rumgehacke" auf der GDL sei wenig hilfreich. Dem stimmte der Vorsitzende zu, wandte aber ein, dass man nicht auf die GDL einprügle, sondern sich scharf gegen jede Einschränkung des Streikrechts wende. Im Übrigen sei man sich der Problematik im Nahverkehr mehr als bewusst.

Heiterkeit schließlich bei der Frage nach der Verkleinerung des Bundesvorstands. Eine solche ist zurzeit nicht möglich, da durch die Frauenquote eine sehr komplexe Sachlage entstanden sei. "Na, na", kam es zurück und machte klar, dass dieses Gelände nicht nur unwegsam sei, sondern geradezu vermint. Aber alles sei gut, solange die Fachbereiche genügend Frauen für den Vorstand vorschlagen. Zufrieden mit der Informationsfülle verabschiedete sich die Runde mit einem: "Das machen wir jetzt monatlich!" Woraufhin Frank Bsirske augenzwinkernd auf die weiteren zahlreich vorhandenen Vorstandskolleg/innen verwies.