Die Dortmunder Universität bietet ein berufsbegleitendes Wirtschaftsstudium an

An der Dortmunder Uni lernen Betriebsräte und Führungskräfte gemeinsam. Der Studiengang "Management und Partizipation" ist das erste und vermutlich einzige Weiterbildungsangebot, das sich explizit an beide Seiten richtet. Auf dem Programm stehen 13 Module, die von Unternehmensverfassung, Personalmanagement und Arbeitsrecht bis hin zu Verhandlungs- und Visualisierungstechniken reichen. In Rollen- und Planspielen erarbeiten die Teilnehmer zusammen Konzepte. Gerade weil es dabei nicht um konkrete Konflikte im eigenen Betrieb geht, können sie ihre Grundüberlegungen und Taktiken offen legen.

"Bei der Ausbildung fehlt auf beiden Seiten der Böse-Wolf-Blick", lobt Bernd Jungnickel, Betriebsrat bei den Dortmunder Energie- und Wasserbetrieben, der beim ersten Durchgang vor vier Jahren dabei war. Er verstehe seither besser, wie Leute in der Unternehmensführung ticken. Ähnlich äußert sich Beate Heydenbluth, die bei den Dortmunder Stadtwerken fürs Controlling zuständig ist. "Ich habe jetzt ein anderes Verständnis für die Sichtweise von Betriebsräten", sagt die 41-Jährige. Das ändere zwar nichts an ihren Berechnungsmethoden, wohl aber an ihrer Art, sie den Kollegen zu vermitteln. Auch Bernd Jungnickel hat ein verändertes Kommunikationsverhalten an sich beobachtet. Seit er eine Bilanz komplett auseinandergenommen und analysiert hat, bohrt er gezielter nach, wenn es um wirtschaftliche Fragen und Entscheidungen geht.

Eineinhalb Jahre lang dauert die Weiterbildung. Alle vier bis sechs Wochen reisen die Teilnehmer am Donnerstag nach Dortmund und lernen bis Samstagnachmittag intensiv zusammen. Beim nächsten Treffen müssen sie dann konkrete Recherchen und Erfahrungen aus dem eigenen Betrieb mitbringen. Auch Kaminabende mit Politikern, Arbeitsdirektoren oder Konzernbetriebsräten gehören zum Programm.

Teilnahme auch ohne akademische Vorbildung

4200 Euro kostet das Studium; in 90 Prozent der Fälle übernimmt das Unternehmen die Finanzierung. "Ohne großes persönliches Engagement geht es aber nicht", stellt Studienganglei-ter Jörg Teichert klar. In der Regel müssen die Teilnehmer/innen zumindest die Samstage als Freizeit einbringen, und zwischen den Modulen sind auch Hausaufgaben zu erledigen. Darüber hinaus hat jeder am Ende eine 20 bis 40-seitige Arbeit abzuliefern.

Zugangsvoraussetzung für den Studiengang ist nicht nur ein Mindestalter von 24 Jahren. Die Bewerber müssen auch eine Berufsausbildung oder ein Studium vorweisen. In den bisher fünf Durchläufen saßen 80 Prozent Menschen ohne akademische Ausbildung. "Das habe ich nicht bemerkt. Wir haben uns auf dem selben Niveau unterhalten," berichtet Diplombetriebswirtin Beate Heydenbluth. Schließlich geht es in dem Kurs nicht um abgehobene Wissenschaft und Theorie, sondern um Konkretes und Aktuelles.

Der nächste Kurs startet im kommenden Frühjahr, Anmeldeschluss ist im Februar. "Man sollte die Teilnahme langfristig planen", rät Jörg Teichert. Nicht nur die Familie muss einverstanden sein. Auch im Betrieb gilt es, die Fehlzeiten zu organisieren.Annette Jensen

www.zfw.uni-dortmund.de