Ausgabe 03/2011
Verleger sofort abgereist
Tarifrunde der Redakteur/innen: Die Zeitungsverleger verweigern Gespräch
Nicht einmal zum Austausch erster Sätze kam es. Die Vertreter des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) weigerten sich, am Verhandlungstag Gespräche aufzunehmen. Begründet wurde die Abreise der Arbeitgeber mit einer Protestaktion der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di und des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) vor dem Verhandlungssaal: 60 Redakteur/innen hatten Spalier gestanden und mit Bodenplakaten gefordert, "Guten Journalismus nicht mit Füßen (zu) treten". Nach eigener Aussage wollten die BDZV-Vertreter das nicht. Sie weigerten sich, über die Plakate, auf denen Fotos von Kolleginnen und Kollegen abgedruckt waren, in den Verhandlungsraum zu gehen. Bei ihren Forderungen sind sie allerdings nicht so zurückhaltend: Für neu abgeschlossene Arbeitsverträge verlangen sie einen "Tarifvertrag 2", der die Gehälter um mehr als 25 Prozent senken soll. Das würde nicht nur Jungredakteur/innen treffen, sondern auch alle, die durch Verlagswechsel oder Ausgliederung einen neuen Arbeitsvertrag erhalten. Außerdem wollen die Verleger das Urlaubsgeld für alle Redakteur/innen streichen. Der Gehaltstarifvertrag ist Ende Juli 2010 ausgelaufen, den Manteltarifvertrag haben die Verleger Ende 2010 gekündigt.
Der Arbeitskampf geht los
Für die rund 14000 tarifgebundenen Redakteure und die arbeitnehmerähnlichen freien Mitarbeiter fordert die dju in ver.di einen angemessenen und zügigen Ausgleich für die Preissteigerungen von rund einem Prozent und einen Anteil an der sich abzeichnenden positiven Konjunktur von mehr als drei Prozent. "Angesichts der Verlegerforderungen, die zu Gehaltskürzungen und einer Abwertung des Journalistenberufs führen sollen, waren die Proteste heute nur der legitime Beginn des Arbeitskampfes", sagte ver.di-Verhandlungsführer Frank Werneke. "Dass die Verleger selbst diese Form des Protests scheuen, belegt ihre Empfindlichkeit und zeigt, dass sie schwache Argumente haben." Erste Warnstreiks und Protestaktionen fanden schon statt. Ein neuer Verhandlungstermin wurde nicht vereinbart.
Silke Leuckfeld