Billige Abfertigung

FLUGHÄFEN | "Befristete Arbeit und Leiharbeitsverträge haben in letzter Zeit bei GlobeGround massiv zugenommen", sagt Michael Walter von ver.di. Der WISAG-Konzern hatte 2008 die GlobeGround Berlin (GGB) gekauft, das größte Abfertigungsunternehmen an den Berliner Flughäfen mit fast 2000 Beschäftigten. Aktuell ist bei GlobeGround Berlin rund ein Drittel der 1700 Beschäftigten als Leiharbeitnehmer/innen oder mit einem Teilzeitarbeitsvertrag beschäftigt. Hartz-IV-Aufstockungen sind für immer mehr Kollegen nötig. "Das Unternehmen ist Nutznießer der Hartz-Gesetze, weil es nicht in der Lage ist, mit den Airlines vernünftige Verträge auszuhandeln", stellt Michael Walter fest. Kritisiert wird die Praxis an den Berliner Flughäfen auch vom DGB Berlin-Brandenburg. ver.di hat in den Tarifverhandlungen für die Beschäftigten 5,1 Prozent mehr Lohn für das Jahr 2010 und 6,1 Prozent mehr für 2011 gefordert. Außerdem soll bei dem Unternehmen ein Leiharbeits- und ein Sozialtarifvertrag durchgesetzt werden.


Warnstreiks bei Helios

KLINIKEN | ver.di hat vor Beginn der dritten Tarifverhandlungsrunde für die 17000 Beschäftigten der Helios-Akutkliniken eine positive Bilanz der Warnstreiks an zwölf Kliniken gezogen. Die Beschäftigten akzeptieren die Verzögerungstaktik des Arbeitgebers nicht länger. "Seit Herbst 2010 schleppen sich die Tarifgespräche hin. Jetzt muss endlich ein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt werden", sagte ver.di-Verhandlungsführerin Ellen Paschke.


Man muss es nur tun

BUCHTIPP | "Wir waren ja so naiv", sagt die Schlecker-Betriebsrätin. Und meint die Zeit vor 17 Jahren, als sie mit 21 Jahren zu Schlecker und kurz darauf zur Gewerkschaft kam. Im Elternhaus wurde nie über Gewerkschaften gesprochen, tatsächlich hatte sie keine Ahnung, was die machen. Bis sie im Fernsehen Schlecker-Frauen vor der Kamera sah, die mehr Geld einforderten, weil sie weit unter Tarif bezahlt wurden. Da wusste auch sie, was zu tun ist: in die Gewerkschaft eintreten und sich für ihre Rechte an ihrem Arbeitsplatz einsetzen. Martin Kempe hat in seinem Buch Beschäftigte eines Callcenters, Automobilzulieferers, Sandwichlieferanten, Uniklinikums und IT-Konzerns besucht und in anschaulichen Bildern ihren Einsatz für ihre und die Rechte ihrer Kolleg/innen aufgezeichnet. Und ihre Geschichten machen Mut. Sie sagen: Jede/r kann sich gegen die zunehmende Verschlechterung von Arbeitsbedingungen wehren, sie oder er muss es nur tun. pewe

Martin Kempe, Ermutigungen für den aufrechten Gang im Betrieb, Westfälisches Dampfboot, Münster 2010, 169 S., ISBN 978-3-89691-864-2, 14,90 €