Eine Kündigungswelle befürchten ver.di und der Betriebsrat beim Berliner Verlag (Berliner Zeitung, Berliner Kurier, Berliner Abendblatt, Tip), der zur Mediengruppe M. DuMont Schauberg (MDS) gehört. Fest steht bereits, dass die Beschäftigten der Redaktion der Anzeigenzeitung Berliner Abendblatt entlassen werden.

Schon seit Wochen kursieren Gerüchte über die bevorstehenden Kündigungen. Nun steht fest: Alle 14 Redakteur/innen und drei weitere Beschäftigte des Anzeigenblatts sollen gehen. Der Betriebsrat fürchtet, dass ihre Stellen künftig mit 400-Euro-Kräften besetzt werden. Im Internet suchte mdsCreative, eine Tochtergesellschaft von MDS, bereits nach "Kiezreportern" in Berlin, die für das Blatt arbeiten sollen. "Statt die Mitarbeiter zu stärken, um auf dem Berliner Markt bestehen zu können, wird auf Billig-Töchter gesetzt", sagt Renate Gensch, die Konzernbetriebsratsvorsitzende des Berliner Verlags.

Zu MDS gehört auch die Frankfurter Rundschau. Deren überregionale Seiten werden gemeinsam mit denen der Berliner Zeitung von der DuMont-Redaktionsgemeinschaft in Berlin produziert. Bei der Berliner Zeitung könnten 15 bis 20 Stellen wegfallen, beim Boulevardblatt Berliner Kurier sogar jede siebte der bisher 75. Betroffen sein könnten auch Dokumentation und Poststelle. Nachfragen des Betriebsrats blieben bisher unbeantwortet. MDS bestätigte zwar öffentlich, dass Personal in Berlin abgebaut werden soll, wurde allerdings nicht konkret.

"Die Kolleginnen und Kollegen bekommen immer mehr zusätzliche Aufgaben wie die Produktion der täglichen 40 Mantelseiten der Frankfurter Rundschau und das Bedienen von neuen Medienkanälen wie Online und App", sagt Renate Gensch. "Wir sind schon jetzt am Limit. Der Krankenstand hat immer mehr zugenommen." Für den Betriebsrat und ver.di besonders ärgerlich: Erst im September wurde ein neuer Sozialtarifvertrag abgeschlossen. Danach hätte der Arbeitgeber die Betriebsräte umfassend informieren und Alternativen zu geplanten Entlassungen erörtern müssen. Stattdessen wurde den Beschäftigten mitgeteilt, dass es Kündigungen geben wird. sil