Frauen in Rot: Aktion vor dem CineStar in Berlin

Für die geladene Prominenz hatte die Geschäftsleitung Anfang September vor dem CinemaxX in Berlin den roten Teppich ausgerollt, zur Premiere des Jubiläums-Tatorts "Hochzeitsnacht". Nicht eingeladen, aber dennoch anwesend waren Beschäftigte des Multiplex-Kinos, die lautstark für ihre Forderungen eintraten. Im Juli hatte die britische Kinokette VUE für 174 Millionen Euro die deutsche Multiplex-Kette CinemaxX übernommen. Großaktionär Herbert Kloiber erhielt rund 140 Millionen Euro für seine Anteile. Wesentlich bescheidener sind die Forderungen von ver.di: Die Beschäftigten sollen ab sofort einen Euro mehr pro Stunde und weitere zehn Prozent im kommenden Jahr erhalten. Bisher bekommen Servicekräfte in den ersten zwei Jahren acht Euro Stundenlohn, ab dem dritten Jahr 8,55 Euro. Doch CinemaxX stellt sich stur, bot in der sechsten Verhandlungsrunde für die rund 1700 Beschäftigten der 31 Multiplex-Kinos nur 25 Cent mehr pro Stunde für dieses Jahr und für 2013 bis 2015 jeweils 1,75 Prozent. Die Filmvorführer sollten komplett leer ausgehen. Sie würden schließlich in Zukunft nicht mehr gebraucht, hieß es, da die Kinos digitalisiert werden.

"Der Kaufpreis muss wieder eingespielt werden, da passen angemessene Lohnerhöhungen für die Beschäftigten wohl nicht ins Bild", sagt Frank Schreckenberg, ver.di-Verhandlungsführer bei CinemaxX. ver.di verhandelt bei CinemaxX über einen neuen Firmentarifvertrag. Die alten Tarifverträge waren zum 31. Dezember 2011 ausgelaufen.

Es wird weiter gestreikt

Doch statt auf die Forderungen von ver.di einzugehen, verlangte der Arbeitgeber, dass Urlaubsanspruch und Weihnachtsgeld reduziert und Feiertagszuschläge gestrichen werden. "Das ergibt fünf Arbeitstage, die mir der Arbeitgeber künftig nicht mehr bezahlen will", sagt Thomas Adick vom CinemaxX Bremen, der auch Mitglied der ver.di-Verhandlungskommission ist.

Nach sechs Verhandlungsrunden war keine Einigung erreicht, die Arbeitgeber erklärten die Verhandlungen schließlich per Aushang in den Betrieben für gescheitert. Für einen neuen Firmentarifvertrag streiken Beschäftigte in etlichen Städten weiter, neben Bremen in Hamburg, Hannover, Göttingen, Berlin, Halle (Saale) und Trier - "immer wieder in einzelnen Häusern", so Thomas Winzberg aus der ver.di-Verhandlungskommission. Mit dem neuen britischen Großaktionär VUE Entertainment wird die Situation nicht leichter. Die britische Partnergewerkschaft BECTU hat ver.di schon vor der Übernahme gewarnt: VUE agiere in Großbritannien gewerkschaftsfeindlich und lehne Tarifverträge ab.

Für Haustarife bei CineStar

Schwierig ist auch die Situation beim Konkurrenten CineStar. Der Marktführer betreibt bundesweit mit rund 3500 Beschäftigten 70 Kinos, die in verschiedene Gesellschaften ausgelagert sind. Für etliche dieser Firmen handelte ver.di Haustarifverträge aus. Die Servicekräfte erhalten hier zwischen 6,30 Euro und 6,80 Euro pro Stunde. Zuletzt wurde Ende September für die Beschäftigten des CineStar Metropolis in Frankfurt am Main verhandelt. Der Arbeitgeber bot als Einstiegsgehalt 8,25 Euro für Servicekräfte und nach zwei Jahren Betriebszugehörigkeit 8,50 Euro an. ver.di fordert mindestens 8,50 Euro pro Stunde und hofft auf eine Einigung in der dritten Verhandlung. "Für alle anderen Standorte wurde gar kein Angebot vorgelegt - oder ein nicht akzeptables", sagt Thomas Winzberg. Oftmals ließen die Geschäftsführungen die Gespräche scheitern und boten den Betriebsräten stattdessen rechtswidrig Entgelterhöhungen für die Belegschaften an.

Und während die Multiplexbetreiber bei ihren Belegschaften um Centbeträge streiten, zahlten sie Streikbrechern großzügig 14 Euro und mehr pro Stunde.