Viele Beschäftigte gehen trotz Beschwerden zur Arbeit

Wenn man mit dröhnendem Kopfschmerz aufwacht und einen Übelkeit plagt, ist die Diagnose meist klar: Man ist krank. Doch statt zu Hause im Bett zu bleiben und sich auszukurieren, treten viele Beschäftigte den Weg zur Arbeit an. Gerade in Zeiten von Finanz- und Wirtschaftskrise ist die Angst vor dem Verlust der Arbeitsstelle groß. Seit einigen Jahren erreicht die Zahl der Tage, an denen sich Beschäftigte krankschreiben lassen, stets neue historische Tiefpunkte. Fast 80 Prozent der Beschäftigten sind in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal krank zur Arbeit gegangen, 50 Prozent sogar mehrmals. Diese Befunde gehen aus dem dritten DGB-Index "Gute Arbeit" hervor, der im Sommer vom Deutschen Gewerkschaftsbund vorgestellt wurde. Der DGB-Index "Gute Arbeit" ist ein wissenschaftliches Instrument zur Erfassung der Arbeitsbedingungen aus der Sicht der Beschäftigten. Er misst die Arbeitsqualität anhand der Einschätzung der Beschäftigten auf 15 unterschiedlichen Gebieten. Die Beschäftigten bewerten ihre Arbeitsbedingungen nach den Kriterien gut, mittelmäßig oder schlecht. Seit 2007 wird der Index "Gute Arbeit" einmal jährlich bundesweit erfasst und veröffentlicht.

Schlechter Befund

Neben dem Bekenntnis vieler Beschäftigter, trotz körperlicher Beschwerden zur Arbeit zu gehen, geben auch andere Befunde Grund zur Sorge: Laut Index-Befragung glaubt nur jeder zweite Beschäftigte daran, unter den jetzigen Arbeitsbedingungen seine Arbeit bis zum Eintritt ins Rentenalter ausüben zu können. Jeder fünfte leidet unter Rücken-, Nacken- oder Schulterschmerzen. Viele Beschäftigte fühlen sich erschöpft und ausgebrannt. "In Zeiten der Krise wird offensichtlich aus Angst um den Arbeitsplatz selbst die Gesundheit aufs Spiel gesetzt", sagt die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Margret Mönig-Raane. Aus der Sicht der Arbeitnehmer/innen gibt es zurzeit fast dreimal so viel schlechte Arbeit wie gute Arbeit. Ein zentrales Problem, da sich schlechte Arbeitsbedingungen auf die Qualität der Arbeit auswirken. Eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist von großer Bedeutung, nicht nur weil die Beschäftigten einen Großteil ihrer Zeit im Betrieb verbringen, sondern auch, um ihr Wissen und Können gut einzusetzen und so erfolgreiche Arbeit zu ermöglichen. Auf der Website können auch Sie Ihren derzeitigen persönlichen Index ermitteln: www.dgb-index-gute-arbeit.de

LENA KIEPE