Fragen an Hanne Reiner

HANNE REINER ist 56 Jahre, hat Volkswirtschaft studiert und ist seit 1986 an der TU Berlin in verschiedenen Positionen tätig, derzeit in der Weiterbildung für das wissenschaftliche Personal. Sprecherin der ver.di-Betriebsgruppe der TU. Mitglied der Gewerkschaft seit 1977, zunächst in der ÖTV, dann in ver.di. Hanne Reiner ist verheiratet und lebt seit 1972 in Berlin.

WAS WAR DEIN TRAUMBERUF?

Einen Traumberuf hatte ich nicht. Eher wusste ich, was ich nicht werden wollte - nämlich Lehrerin. Im Spiegel hatte ich mal eine Selbstanzeige der Redaktion gesehen: Fast alle hatten Volkswirtschaft studiert. Das war dann mein Vorbild. Redakteurin bin ich dann aber doch nicht geworden.

WAS IST DAS SCHÖNE AN DEINEM BERUF?

Seit rund 15 Jahren bin ich jetzt in der Weiterbildung tätig. Man lernt sehr viele Kolleginnen und Kollegen kennen und bekommt viel positives Feedback. Schön ist auch, dass ich sehr selbstständig arbeiten kann.

WAS IST NICHT SO SCHÖN DARAN?

Weiterbildung wird zunehmend unter Verwertungsgesichtspunkten gesehen: Was nützt mir oder dem Arbeitgeber kurzfristig? Kann man damit Geld verdienen?

WAS TUST DU FÜR ANDERE?

Hoffentlich das Richtige. Ein Schwerpunkt ist seit einigen Jahren betriebliche Tarifarbeit, da wir als Universität quasi einen Haustarifvertrag haben. Gerechte Entlohnung und anständiger Umgang mit den Beschäftigten sind mir wichtige Anliegen.

WAS KANN DEINE GEWERKSCHAFT FÜR DICH TUN?

Sich weniger mit sich selbst beschäftigen, stattdessen vor Ort die Ehrenamtlichen unterstützen. Bei den letzten Organisationswahlen habe ich fast alle Wahlämter abgegeben, damit ich mehr Zeit für inhaltliche Arbeit habe. Trotzdem habe ich noch viel zu viele Termine.

WER BRAUCHT DERZEIT UNSERE SOLIDARITÄT AM DRINGENDSTEN?

Kinder und Jugendliche. Wir müssen mehr Geld in die Bildung stecken. Als Gewerkschaft müssen wir hier mehr tun.

WAS HAST DU IN DEINEM LEBEN NOCH VOR?

Ich glaube nicht mehr daran, dass "bessere Zeiten" kommen. Deshalb möchte ich, solange ich berufstätig bin, Gewerkschaftsarbeit vor Ort machen.