Zu viel Klicken und Tippen

Der Schmerz kann unerträglich werden. Schon bei der kleinsten Bewegung zieht er durch Hand und Arm. Viele Arbeitnehmer/innen, die am Bildschirm tätig sind, klagen über Schmerzen, die in der Regel nach einseitigen Dauerbelastungen der Hände auftreten.Exakte Zahlen zu dem Phänomen existieren für Deutschland nicht.

Im Extremfall kann schon das Heben einer Kaffeetasse oder eines Wasserglases schier unmöglich werden. Ursache ist eine Überbelastung der für Handgelenk und Finger zuständigen Streckmuskeln. Ständiges Klicken und Tippen von Maus und Tastatur sind für Finger, Hände und Ellbogen Schwerarbeit. Muskeln, Sehnen und Sehnenscheiden können dabei geschädigt werden. Bekannt ist das Krankheitsbild schon länger als "Tennisarm". Seit zunehmend Bildschirmarbeiter/innen betroffen sind, hat sich die Bezeichnung "Mausarm" eingebürgert. Gelegentlich werden die Beschwerden auch etwas flapsig als "Sekretärinnenkrankheit" bezeichnet. Der Grund: Anfangs waren weitaus mehr Frauen betroffen - nicht weil sie empfindlicher reagierten, sondern weil monotone Büroarbeit zunächst Frauenarbeit war. Hinter all diesen "Beschwerdebezeichnungen steckt in vielen Fällen eine Sehnenscheidenentzündung", erklärt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) die Krankheitssymptome. In Fachkreisen wird das Phänomen auch als Repetitive Strain Injury (RSI - Verletzung durch wiederholte Belastung) bezeichnet. In den USA und Australien gehört das RSI-Syndrom inzwischen sogar mit zu den häufigsten Berufskrankheiten.

Das Krankheitsbild Mausarm ist jedoch nicht unumstritten. Während in anderen Ländern der Mausarm längst als berufbedingte Erkrankung anerkannt worden ist, tun sich hierzulande die Gewerblichen Berufgenossenschaften sehr schwer damit. Sie geben zwar vielfältige Tipps, wie die Beeinträchtigungen des "Muskel-Skelett-Systems der Hand, des Armes, der Schulter und des Nackens vermieden werden" können. Sie merken aber auch an, dass es sich um Einzelfälle handelt, "insbesondere bei aus außerberuflicher Ursache akut oder chronisch erkrankten Beschäftigten". Man kann diese Aussage auch so interpretieren: Es wird von vornherein darauf hingearbeitet, den Mausarm nicht als Berufskrankheit anerkennen zu müssen.

Prävention ist wichtig

Gelegentlich ist sogar zu lesen: "Einen Mausarm gibt es nicht." Es sei "medizinisch ausgeschlossen, dass das Bedienen der Maus krank macht oder Schmerzen verursacht", ist zum Beispiel auf einer Webseite von Fokus Online zu lesen. Wiedergegeben wird dort die Einschätzung des Facharztes für Arbeitsmedizin bei der gesetzlichen Unfallversicherung VBG, Jens Petersen. Demnach ist die Belastung bei der Arbeit mit einer Computer-Maus viel zu gering. Sollten trotzdem Schmerzen auftreten, ist die Ursache woanders zu suchen.

Spätestens wenn Schmerzen auftreten, sollten Betroffene etwas gegen die einseitige Dauerbelastung am Computer tun. Erste Anzeichen für ein RSI-Syndrom treten schon viel früher auf: Häufig sind dies Kraftverlust, Empfindungsstörungen und Taubheitsgefühle.

In der Regel gehen die Beschwerden schon zurück, wenn der betroffene Arm ruhiggestellt wird. In hartnäckigen Fällen kann es aber auch ein paar Wochen dauern, bis die Beschwerden wieder verschwunden sind. In den vergangenen Jahren sind eine ganze Reihe von ergonomisch gestalteten Arbeitsgeräten und Hilfsmitteln entwickelt worden, die vorbeugend gegen einen Mausarm eingesetzt werden können. Der Markt dafür ist riesig. Denn immerhin gibt es allein in Deutschland rund 20 Millionen Bildschirmarbeitsplätze, und es sollen noch mehr werden. So werden mittlerweile Computermäuse angeboten, die flacher gebaut sind und eine andere Armauflage ermöglichen. Lindernde und vorbeugende Effekte können auch mit speziellen Kissen für die Handballen erreicht werden. Am besten ist es, wenn beim Arbeiten am Computer Unterarm und Hände möglichst eine Gerade bilden und locker vor der Tastatur aufliegen. Zur Prävention am Bildschirmarbeitsplatz gehören aber auch regelmäßige Pausen und Dehnübungen für Arme und Hände. Wolfgang Löhr