Ausgabe 03/2014
Zu schade für die Tonne
2012 hat jeder Bundesbürger im Schnitt 82 Kilogramm Essbares in den Müll geworfen, wie eine Studie der Uni Stuttgart ergab. Das sind 6,7 Millionen Tonnen. Jeder kennt das: Zu viele Lebensmittel fürs Wochenende gekauft? Ab in die Tonne mit dem Rest. Das muss nicht sein, gibt es doch seit mehr als einem Jahr das Portal foodsharing.de, das überzählige Lebensmittel an alle vermittelt, die sie verwerten wollen. Die Idee wurde am 12.12.12 auf den Weg gebracht. Auslöser war der Film "Taste the Waste" von Valentin Thurn über die Verschwendung von Lebensmitteln weltweit. Thurn startete mit Interessierten das Portal im Netz. Schon jetzt können die Ehrenamtlichen eine stattliche Bilanz präsentieren: Mehr als 30 Tonnen Lebensmittel sind durch das Internetportal nicht im Müll gelandet. Bundesweit beteiligen sich immer mehr Menschen daran.
Eine Momentaufnahme im März: In Berlin werden gerade 22 Essenskörbe mit Brot, Kartoffeln und Gemüse angeboten, auch in 15 weiteren Städten kann man Leckeres abholen. Leicht verderbliche Lebensmittel wie Fleisch, Eier und Milch dürfen nicht in Umlauf gebracht werden, zu hoch wäre das Risiko, Keime zu verbreiten. Das "Mindesthaltbarkeitsdatum" auf Verpackungen ist hingegen kein Ausschlusskriterium. "Die Plattform ist auch ein Instrument, um der allgegenwärtigen Verschwendung von Lebensmitteln etwas entgegenzusetzen", sagt Martin Block von foodsharing.de. Er sieht eine wachsende Sensibilität gerade bei Jüngeren in Fragen von Ernährung und Verbraucherschutz. 60 000 Zugriffe hat die Seite pro Monat. Die Aktiven wollen noch mehr: Sie haben auch die Lebensmittelretter-Bewegung "Foodsaver" gestartet. Die Retter holen nicht mehr verkäufliche Lebensmittel in Geschäften ab und verteilen sie. Mehr als 3 000 sind inzwischen unterwegs. Foodsharing wird seit 2013 auch in Österreich und der Schweiz praktiziert; weitere Länder sollen folgen. G. Giese